Gestern gab es keinen Blog, sondern ein gutes Abendessen in einer Bar über der Soca. Dort empfahl ich Oskar über seine Getränkeauswahl nachzudenken, das preiswerteste war nämlich das Bier für 2 Euro der halbe Liter ;) Am Nebentisch saß ein Einheimischer, der schnell die Biers kippte, dann ohne Helm in ordentlichem Tempo auf seinem Mofa davonstob. Auf einen Schlag 3 Vergehen: sturzbetrunken ohne Helm zu schnell fahren, wow. Es war aber interessant dort, weil nach und nach alle vorbeischauten, der Bauer und sein Kollege, die Mutter die schnell ne Pizza holte, ein paar Touristen.
Zuvor hatten wir uns schon für einen romantischen Schlafplatz am Fluss entschieden. Diese Nacht wurden die Glühwürmchen auch nicht gefressen, es sah lustig aus, wie es irrlichterte. Ich bin doch noch nicht Winnetou, weil ich die halbe Nacht wachliege und nervös auf alle Geräusche lausche. Eins davon war Oskars Schnarchen ;)
Heute morgen gab es eine Planänderung, wir mussten mal in einen Ort. Und wer uns dahin so mitnahm, das war bezeichnend auch für die widersprüchlichen Themen dieser atemberaubend schönen Gegend. Der erste war ein VW Passat mit Anhänger und einem Typen darin, der dem Hawai Surfer Stil frönte. Immerhin hatte er ne Badehose an und ne Sonnenbrille. Angesichts der wallenden roten Mähne des Typen (Rothaarige halten zusammen, nicht wahr, Mama..) grinste Ossi sehr breit. Er sah auch sonst sehr kernig aus, so die Sportskanone vom Dienst, aber auch hedonistisch, ist ja auch eine sehr auf Oberfläche bedachte Kultur. Die Oberfläche war auf jeden Fall sehenswert und ich hätte wesentlich lieber mein Adriakleid angehabt statt der wenig kleidsamen Wanderskluft. Immerhin hatte ich ja meinen schönen und coolen Sohn dabei :)
Der Surfertyp arbeitete mit Sicherheit für irgendwelches Rafting, Canoyning, Paragliding, Climbing, Mountainbiking oder sonst eine der hier überall angebotenen, ich würde es konsumorientierte Sportarten nennen. Hat einen anderen Coolnessfaktor als das Wandern, aber bis auf die Anbieter wirken die Teilnehmer eher selten sportlich.. Läster.. Naja, am Sa. werden wir auch Hydrospeed "experiencen", auf Wunsch eines einzelnen, coolen Mitreisenden. Dabei hängen wir mit Neo und Flossen an so einer Art Plastikboie und treiben die mehr oder minder reißende Soca runter. Angeblich völlig harmlos..
Vorher gibt es auf Wunsch einer bildungsorientierten Mitreisenden aber sicher noch mind. 1 Museum. Und dazu ziehe ich den 2. Anhaltenden heran. Er war älter, wesentlich blasser, hatte Schonbezüge im Auto und war mit einer Tarnhose bekleidet. Er reichte mir eine deu. Karte (er war Tscheche): Die Isonzo Front. Wie spannend die Gegend sei. Er hätte sich viele Kriegsschauplätze angeschaut, sein Großonkel sei hier gefallen. Im 1. WK tobten hier erbitterte Schlachten, das heißt im Gebiet der Soca, die auf ital. Isonzo heißt und männlich ist. Teils wurden ganze Berge mit gegnerischen Kompanien in die Luft gesprengt. Die Winter waren bis zu min. 40 Grad kalt. Es soll eine der blutigsten Fronten gewesen sein, von bis zu 1 Mio. Opfern habe ich gehört und auch in den Orten blieb kein Stein auf dem anderen. Deshalb gibt es hier ein Kriegsmuseum. Heute ist die Gegend ein Traum und für Touristen genial, weil es so viele Naturschönheit hat, eine super Infrastruktur. Aber vor 100 Jahren?
Kobarid jedenfalls ist süß. Wir machen hier erstmal so eine Art Mittelmeerurlaub mit Kaffee, Eis und baden in azurblauem Wasser. Wir haben ein Barcelona ähnliches Hostel betrieben auch von so einer Surfergang derzeit allein für uns direkt am Hauptplatz und 5 m von der Touristeninfo entfernt, die bei allem helfen. So am Sa. oder So. gehen wir dann nochmal ne schwarze Tour über die Berge nach Tolmin und nehmen den Trail dann gen Italien auf.
Blick vom Schlafplatz mit Ossi im Wasser
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